„Endlich Abschnauferln!“
Es ist ja nicht vollkommen auszuschließen, dass ein solcher Stoßseufzer in der Vergangenheit einer Schnauferldame oder einem Schnauferlbruder schon mal am Ende der Saison in den Sinn oder über die Lippen kam. In Zeiten der Pandemie dürfte dies aber mit einer ganz anderen Intention geschehen sein. Nach dem Ausbruch von Corona hatte die LG 06 die meisten geplanten Ausfahrten abgesagt und der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass das Abschnauferln und die spätere Fuchsjagd doch noch stattfinden können. Als im Juli die Einladung für das Abschnauferln am 13.09.2020 die Mitglieder erreichte, löste dies sicher Erleichterung und den genannten Stoßseufzer aus. Das Programm sah den Start in Coburg und die Fahrt nach Illmenau auf den Hausberg der Stadt, den Kickelhahn, mit 35 Teilnehmerfahrzeugen vor. Schnauferlbruder Peter Martin mit seiner Frau Maren hatten mit einem gut eingespielten Team die Organisation übernommen. Eine besondere Herausforderung ergab sich durch den Streckenverlauf. Die Landesgrenze wurde überschritten und somit waren die föderal bedingten unterschiedlichen Hygienemaßnahmen zu beachten und abzustimmen.
Nachdem ein großer Teil der Teilnehmer bereits am Vortag anreiste, wurde kurzfristig das Programm auf den Samstagabend erweitert. Nach einem gemütlichen Abendessen im historischen Restaurant Loreley zwischen Markt- und Schlossplatz waren die Teilnehmer zu einer Stadtführung durch Coburg eingeladen. Mit profundem Faktenwissen und einer guten Prise Witz und Humor ließen die beiden Stadtführer die Vergangenheit, die eng mit Martin Luther und durch das Herrscherhaus der Wettiner (heute Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha) mit dem englischen Königshaus verbunden ist, aufleben und spannten den Bogen zum aktuellen Stadtleben. Nach gemeinsamer Rückfahrt zum Hotel in Rödental konnten unsere Oldtimer gut von der Öffentlichkeit abgeschirmt auf einem abgeschlossenen Gelände abgestellt werden.
Am Sonntag durften sich die Fahrzeuge bei strahlend blauem Himmel sternförmig um den zentralen Punkt des Schlossgartens aufstellen. Die Fahrerbesprechung, mit gespendetem Kuchen versüßt, ließ eine entspannte Ausfahrt erahnen. Mit einem von Maren perfekt erstellten Roadbook, das durch einen Mini-Reiseführer ergänzt war, ging es auf die ca. 100 km lange Strecke. Beim Start wurde ein Erinnerungsfoto geschossen und man traf sich nach einer Reise durch den verträumt wirkenden Thüringer Wald erst wieder am Fröbelturm auf dem 785 m hohen Kirchberg in Oberweißbach. Ein geplatzter Kühlerschlauch zwang dort einen prominenten Teilnehmer zum Boxenstopp bei den gelben Engeln, nach dem dann glücklicherweise die Fahrt nach Hause problemlos fortgesetzt werden konnte. Der zweite Teil der Strecke führte durch die vom Thüringer Schiefergebirge geprägten Orte entlang des Rennsteiges mit ihren schiefergedeckten Dächern und schieferverblendeten Außenwänden. Auffallend oft kam das Wort „Natur“ auf Hinweisschildern vor und man hatte eine ungetrübte Fernsicht auf Natur und Landschaft. Bevor das Endziel, das Berg und Spa Hotel Gabelbach auf dem Kickelhahn, erreicht werden konnte, mussten die Fahrzeuge eine längere Steigung mit 16% erklimmen. Es handelt sich um die wohl älteste offizielle und ca. 4 km lange Rennstrecke des seit 1904 mit Motorrädern und seit 1913 auch mit Automobilen stattfindenden Gabelberg Bergrennens. Diesem Bergrennen ist das Buch „Die legendären Gabelbachrennen: Eine Chronik über 100 Jahre Bergrennen in Ilmenau “ von Dr. Göran Cialla gewidmet. Der Autor hielt zum Abschluss einen Vortrag über die spannende Historie der Bergrennen und speziell die des Gabelbach Rennens, bei dem Rudolf Caracciola seine Karriere mit einem Mercedes SSK startete und Manfred von Brauchitsch 1933 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 114,2 km/h den historischen Streckenrekord auf einem Weg, der sonst üblicherweise von Pferdefuhrwerken benutzt wurde, aufstellte. Der Leistung des Organisationsteams wurde abschließend heftig Beifall gespendet und der Präsident brachte es beim Dank an den Organisator mit den Worten „selbst die notorischen Nörgler haben sich heute zurückgehalten“ auf den Punkt – es war perfekt.
Der offizielle Teil endete mit vielen zufriedenen Gesichtern und einem tollen persönlichen Foto vom Start vor der historischen Kulisse am Coburger Schloßplatz. Das Roadbook bot noch eine attraktive Strecke für die Rückfahrt nach Coburg an, die gern angenommen wurde, und vermutlich in vielen Fällen mit dem Verzehr der legendären Coburger Bratwurst auf dem Marktplatz endete.